Titelfoto: Maximilian Heinrich
Der Sommer ist vorbei und nun müssen wir Analogfotografen oft mit der Situation zurecht kommen, dass nur wenig Tages- oder nur künstliches Licht das zu fotografierende Objekt an/ausleuchtet.
Handelsübliche Negativfilme sind auf Tageslicht abgestimmt. Tageslicht liegt je nach Tageszeit zwischen 5300 und 6500 Kelvin. Mit diesem Licht erreicht man beste Qualität. In der nun kommenden Jahreszeit kann oft nur mit Hilfe von Kunstlicht fotografiert werden. Die Lichttemperatur von Leuchtstoff-, Engergiespar- oder sonstigen Kunstlichtlampen liegt zwischen 1800 und 3000 Kelvin und ist damit ziemlich warm.
Unser Gehirn nimmt permanent einen Weißabgleich vor und unsere menschliche Wahrnehmung ist anders, als die Wiedergabe des Motivs auf Film. Film reagiert unterschiedlich: Die Situation wird exakt aufgenommen, wie sie ist. Ein unkorrigierter Scan hat einen Gelbstich und die Schatten weisen keine maximale Schwärzung auf. Diese sind oftmals blau oder braun, weil der auf Tageslicht abgestimmte Film bei der Belichtung unter Kunstlicht nicht auf allen Schichten ausreichend belichtet wurde.
Kunstlicht raubt dem Film auch seine Empfindlichkeit, weil nicht alle Farbschichten gleichermaßen reichlich belichtet werden, wie es mit Tageslicht üblich ist. Ein normaler 400ASA Film sollte in einer Kunstlichtsituation mit 160ASA belichtet werden.
Abhilfe stellen spezielle Kunstlichtfilter dar, wie der Kodak 80A oder 80B Filter. Diese „Blaufilter“ schlucken allerdings eine knappe Blende Licht. Jedoch ist das Ergebnis unter Kunstlicht mit Filter viel natürlicher als ohne Filter.
Eine weitere Abhilfe gegen gelbstichige, unterbelichtete Bilder ist der Einsatz eines Blitzes. Gutes Blitzlicht erzeugt Tageslicht. Unser Tipp: Aufhellblitzen mit reduzierter Blitzleistung!
Also:
- Kunstlicht reduziert die Filmempfindlichkeit. In dieser Situation mindestens eine Blende MEHR belichten.
- Kunstlichtfilter (Blaufilter) verwenden oder
- Aufhellblitzen oder
- Stativ verwenden und reichlich überbelichten!
- Ist das Licht knapp: Kein Licht messen, einfach Blende AUF und mit einer halbwegs verwacklungssicheren Zeit (1/50) fotografieren!
Sicherlich, aktuelle Digitalkameras sind mittlerweile gute Nachtsichtgeräte. Aber auch analog kann man unter widrigsten Lichtbedingungen schöne Aufnahmen machen. Lichtstarke Festbrennweiten sind günstig und der Portra 800 ist ein Allrounder in dieser Empfindlichkeitsklasse.
Wer Farbstiche scheut, greift direkt zum Ilford Delta 3200 oder TMax 3200. Beide am besten auf rund 1250ASA belichten. Ein spezieller und langer Blogeintrag über die Nachtfotografie ist <hier> zu lesen.