Heute im MFL Interview der großartige Landschafts- und Reisefotograf Arthur Litau! Arthur, willkommen bei uns, erzähle ein wenig über dich:

Die Fotografie entdeckte ich in meinem Studium. Damals habe ich in Wilhelmshaven gelebt und dort meinen Bachelor of Arts in Tourismuswirtschaft abgeschlossen. Währenddessen war ich sehr viel draußen unterwegs, vor allem an der Nordseeküste. Das Maritime hat mich schon immer fasziniert und so wollte ich gerne Anderen meine Sichtweisen auf die Natur rüberbringen. Irgendwann kaufte ich mir also eine günstige Spiegelreflexkamera und begann zu fotografieren. Nächte lang studierte ich Blogs, Tutorials und Bücher dazu, um tagsüber das gelernte umzusetzen. Nun fotografiere ich seit mehr als 5 Jahren. Ich liebe es immer noch draußen in der Natur unterwegs zu sein und so habe ich stets meine mittlerweile spiegellose Sony Alpha 6000 immer mit dabei. Bei Fotos ist mir die Bildsprache und vor allem die Geschichte hinter dem Bild sehr wichtig. Das Bild muss etwas aussagen, ein Gefühl wecken oder zum Nachahmen inspirieren. Ich fotografiere jedoch nicht nur digital, sondern auch analog auf Film. Eine sehr „entschleunigte“ Art der Fotografie. Nie weiß man, ob das Bild was geworden ist oder die Belichtung gestimmt hat. Jedoch gehört dieser Fehler oft zum Moment und so erhält das Bild seinen ganz eigenen Charme. Außerdem liebe ich den analogen Bildlook – so sehr, dass ich sogar meinen digitalen Bildern gerne einen analogen Look verpasse.

Foto: Arthur Litau

Was sind deine Inspirationen für deine Landschaftsfotografie?

Die größte Inspiration sind, neben Instagram, Outdoor-Magazine. Hier gibt es zu echte Reise-Berichten immer Fotos. Diese Fotos erzählen eine wirkliche Geschichte und sind daher authentisch. Dort achte ich sehr, warum mich ein Bild mehr einfängt, als manche anderen auf Sozialen Netzwerken.

Erläutere ein wenig den Ablauf. Zu welchen Uhrzeiten fotografierst du meistens und wie bereitest du dich drauf vor?

Ich bin am liebsten früh morgens unterwegs, kurz vor Sonnenaufgang. Zu dieser Tageszeit habe ich die Ruhe, ein besonderes Licht und und die Stimmung, die ich gerne einfangen möchte. In der Regel bin ich die Orte, an denen ich fotografieren will, bereits vorab schon mal bei einer Wanderung abgelaufen und kenne die Begebenheiten oder weiß bereits, wo die Sonne aufgeht. Als Hilfe nutze ich dennoch Apps – zum Beispiel zwei Wetter-Apps, Webcams (falls vorhanden) und auch gerne mal eine Sonne-Mond-App, um doch mal zu schauen, wann die Sonne wo stehen wird. Danach wähle ich den Film und die Kamera.

Mit welchem Equipment ziehst du durch die Gegend?

In der Regel habe ich in der Vergangenheit alles an Equipment dabei gehabt, dementsprechend schwer war auch mein Rucksack, auch wenn mein Equipment sehr minimalistisch ist (noch). Am liebsten nutze ich derzeit jedoch meine Contax G1 mit dem Portra 400. Seit kurzem haben ich jedoch wieder eine Mittlformatkamera – Pentax 6×7, nachdem meine Fuji GS645S nach nur wenigen Monaten den Geist aufgegeben hat. Das heißt ich, werde in Zukunft verstärkt NUR mit dieser Kamera unterwegs sein. Mir ist mal aufgefallen, wenn man sich stark einschränkt bzw. minimalisiert, dann werden die Bilder besser, weil man keine Wahl hat, als die eine Kamera und den einen Film zu verwenden.

Was machst du wenn das Wetter sich plötzlich ändert?

Sollte sich das Wetter trotz der vorhersagen der Wetter-Apps ändern, versuche ich dennoch zu bleiben und die kommenden Begebenheiten zu beobachten. Oft entsteht dabei trotzdem noch das ein oder andere interessante Bild.

Was ist wichtig an deiner Filmauswahl?

Bei der Filmauswahl nutze ich Erfahrungswerte und wähle dabei den Film. Manchmal experimentiere ich auch und schaue, was dabei herauskommt und notiere mir das wichtigste, zumindest die Vor- und Nachteile. Mir ist ein besonderer Farblook sehr wichtig. Der Film sollte im idealfall eine spezielle „Eigenheit“ besitzen.  

Warum überzeugt dich die Arbeit auf Film? Wie mischst du digital mit
analog und wo siehst du die jeweiligen Vorteile?

Die Arbeit mit Film ist für mich was ganz besonderes. Ich liebe den Filmlook, daher geht meine digitale Bildbearbeitung ebenso in die Richtung eines Filmlooks. Dennoch kommt die digitale Bearbeitung nie so gut an den Filmlook heran, wie der Film selber.

Das beste an der analogen Fotografie ist noch, dass man das Bild macht und es nicht mehr bearbeiten muss. Deswegen nutze ich auf Reisen am liebsten ausschließlich die analoge Fotografie. Dabei hat man das Auge für das wesentliche, macht das Bild und das war es dann auch. Mit der digitalen Kamera ist es anders, hier mache ich mehrere Bilder eines Motivs und versuche diese bereits am Bildschirm der Kamera aus zu sortieren, dass ich am Ende nicht mehrere tausend Fotos durchsehen muss. Dabei vergesse ich leider oft, den Augenblick zu genießen und bin mehr mit der Kamera und dem Fotografieren beschäftigt.

Das beste was ich jemals durchgezogen habe war, als ich das erste Mal in das lang ersehnte Vietnam gereist bin und mich dazu entschlossen habe, meine digitale Kamera(s) daheim zu lassen. Mit dabei hatte ich nur 3 analogen Kameras (Contax G1, Nikonos IV, Olympus Mju II) und 20 35mm-Filme. So konnte ich mich neben dem Fotografieren voll und ganz auf das Land und die Leute einlassen und sollte mir doch jemand eine Kamera klauen oder ich diese irgendwo verlieren/vergessen, so wäre in dem Fall auch nur ein Film betroffen und nicht direkt alle Bilder, wie das digital der Fall wäre.

In Zukunft versuche ich mich ebenso auf nur 1-2 Kameras zu reduzieren. Früher war ich mit meinen analogen Bildern sehr unzufrieden, im Gegensatz zu den digitalen. Warum das so war, ist mir leider erst sehr spät aufgefallen. Immer, wenn die Bedingungen nicht sonderlich gut waren und ich digital kein Bild gemacht hätte, bin ich mit der analogen Kamera raus. Andersherum, immer wenn es perfekte Bedingungen gab, habe ich die Bilder mit der digitalen Kamera gemacht und haben die analoge Kamera daheim gelassen. Erst als ich gelernt habe, mich bereits vorab für die Kamera zu entscheiden, fing ich an, zu idealen Bedingungen auch mal analog zu fotografieren und war von den Ergebnissen auf einem überwältigt!!!

Wo kann man deine Bilder sehen oder kaufen?

Alle meine Bilder findet man auf meiner Homepage (www.arthurlitau.com), Instagram (arthurlitau) oder Facebook (Arthur Litau Photography)

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