Heute haben wir Horst Stolz im Interview, der durch seine einzigartigen Panoramen ein Zeichen von absoluter Perfektion in der analogen Fotografie setzt.
1. Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Mit einem guten Freund aus Studienzeiten ging es auf einen vierwöchigen Urlaubs-Trip in die USA. Ich bin also kurz davor noch schnell in einen kleinen Fotoladen gerannt und hab eine gebrauchte Minox erstanden. So kam ich 1997 zu meiner ersten Kamera. Man kann sich ja vorstellen, was da für Bilder rauskommen …
Aber so richtig mein Interesse an der Fotografie und Fototechnik geweckt haben dann die ersten Digitalkameras. Als Kind der „Generation Home-Computer“ kannte ich mich ja mit Bits & Bytes aus.
Darauf folgte jedoch eine große Ernüchterung bzgl. der Bildqualität der ersten Kameras. So entstand meine Faszination für die Qualitäten des Mittelformates, wie auch das kontinuierliche Interesse an der „analogen“ Fotografie. Erste Schritte mit Rollfilm folgten mit einer alten Bessa 6×9.
Wie man an meinen Bildern sieht sind People und Porträt nicht so mein Ding. Ich bevorzuge Landschaften und Natur.
2. Zur Technik: Welches Equipment benutzt du?
Ich versuche auf Reisen möglichst nur eine Hauptkamera sowie eine kleine Ersatzkamera mitzunehmen. Meistens ist dabei eine analoge Kamera in der Fototasche. Dabei wechsle ich zwischen einer Nikon FE2, Mamiya 7 sowie einer Fuji TX-1 (aka X-Pan) ab, je nach erhofften Motiven.
Mit zwei bis drei Festbrennweiten und evtl. einem Zoom sind meine Lieblings-Brennweiten zwischen 24 bis 90 mm (KB) abgedeckt. Ein leichtes Stativ sowie ein Graufilter darf ebenso wenig fehlen.
Meist drucke ich meine Bilder bis hin zu A3+ und Panoramaformaten auf einem Epson-Pigmentdrucker selbst aus, da habe ich eine bessere Kontrolle und kann nach belieben die Papiersorte selbst bestimmen.
3. Warum überzeugt dich die Arbeit auf Film?
Die Arbeit mit Film und analogen oder mechanischen Kameras „erzieht“ mich zu mehr Aufmerksamkeit, Vertrauen und Wertschätzung.
Vor dem Abdrücken entscheide ich bewusst die wesentlichen Faktoren: Bildausschnitt, Blende, Zeit und Fokus. Der Akt des „Auslösen“ kommt dann einer „Befreiung“ gleich, da das Endergebnis erst in Tagen/Wochen vorliegt und eine „Sofortkontrolle“ unmöglich ist.
Der Prozess von Auslösen, Filmentwicklung, Scan, Bearbeitung bis hin zum Druck bedeutet eine intensive und kritische Auseinandersetzung. Dies gibt dem Bild einen „Wert“. Dabei kommt dem Filmlabor und dem Scan-Operator eine große Bedeutung zu, da hier das Potential von Film bzgl. Dynamik und Eigencharakter ausgeschöpft wird.
Sichte ich dann die ersten Scans am Bildschirm, so stellt sich oft gleich ein „WOW“-Gefühl ein. Und das ohne endlos mit den Bildeinstellungsreglern in LR rumgefummelt zu haben.
4. Verwendest du einen Belichtungsmesser und wie wendest du diesen an, gibts es einige Tipps?
Ich benutze fast ausschließlich die Belichtungsmessung der Kameras und nutze deren Zeitautomatik. Dabei versuche ich mir gedanklich die 18%-Graukarte einzublenden, um so den Messpunkt zu finden bzw. die notwendige Belichtungskorrektur zu setzen. Für die konservative mittenbetonte Integralmessung klappt sowas ganz gut.
Also ruhig sich mal Zeit nehmen und in aller Ruhe mit den Augen durch das Bild wandern. Bei der Suche nach einem Neutralgrau macht man sich nebenbei auch die unterschiedlichen Helligkeiten und deren Verteilung bewusst. Und etwas kreative Freiheit mit Über/Unterbelichtung darf man sich selbst natürlich auch gönnen.
5. Was ist wichtig an deiner Filmauswahl?
Ich liebe einfach die Farbigkeit und Charakter des Kodak Ektar. Ohne Stativ kommt bei schlechtem Licht aber ein Kodak Porta 160 oder 400 zum Einsatz. Für S/W-Arbeiten nehme ich vorzugsweise einen Fuji Acros 100 oder den T-MAX 400. Stimmt die Belichtung, bin ich einfach nur Begeistert wenn ich die Scans aus dem Labor bekomme.
6. Was reizt dich an der Panoramafotografie?
Oft empfand ich Weitwinkelaufnahmen einfach nur unnatürlich, wegen den meist zu hohen Anteil an Himmel. Beim Anblick einer schönen Naturszenerie wandern normalerweise die Augen horizontal hin und her. Die Panoramafotografie erlaubt hier einfach den passenderen und natürlicheren Bildausschnitt.
Mit Panoramaköpfen und Stitching-Software wurden meine Bilder allerdings meist viel zu breit. Klarer Punktsieg also für die X-Pan als kompakte Filmkamera, die auch ohne Stativ auf Knopfdruck ein 24x65mm Panorama auf Film bannt.
7. Gibt es ein Bild, dass Dir besonders am Herzen liegt? Warum?
Von der Feature-Auswahl sind das diese beiden Panoramen:
Ich stand bei eisigem Wind auf einer Aussichtsplattform der Aiguille du Midi auf zirka 3800m. Schon Treppensteigen fällt bei einer Sauerstoffsättigung von nur 65% schwerer als im Tal. Eine Gruppe Bergsteiger sind auf dem Weg zur nächsten Hütte, die sie hoffentlich in 3-4 Stunden erreichen werden. Das Wetter ist einfach fantastisches und jeder ist überglücklich. Unterschwellig wird einem aber bewusst, dieser Ort kann wunderschön wie auch tödlich sein.
8. Kann man deine Bilder sehen oder kaufen?
Ich will zwar schon seit Jahren mal eine Website aufsetzen, komme aber aus zeitlichen Gründen aber einfach nicht dazu. Mal sehen ob es diesen Winter klappt…
9. Arbeitest du auch digital? Wenn ja inwiefern unterscheidet sich die Arbeit zur analogen Fotografie.
Neben einer in die Jahre gekommene Canon DSLR besitze ich noch eine Kamera mit Foveon-Sensor und Festbrennweite. Auch diese zwingt mich zum langsamen und konzentrierten Arbeiten, aber der Zeitaufwand später in der Bildbearbeitung oder beim Stitching ist deutlich höher.
Aktuell muss ich mich aber meist selbst etwas zwingen, um eine „Digitialkamera“ in die Fototasche zu packen.