Im Interview ist heute Nico Westlicht, ein FineArt Fotograf aus den Niederlanden

1. Was sind deine Inspirationen für ein Shooting?

Das sind einige: Ich bin Konsumer und Sammler guter Fotobücher. Vor kurzem entdeckte ich Sanne Sannes, ein talentierter niederländischer Fotograf, dessen Werke ich sehr inspirierend fand.

2. Erläutere ein wenig den Ablauf deines Shootings

Während meiner Fotoshootings arbeite ich sehr langsam und konzentriert. Nachdem ich meine Ideen dem Model mitgeteilt habe, starte ich zunächst digital aus folgendem Grund: Ich habe Zeit, bis das Model sich auch emotional auf das Shooting eingelassen hat, und ich habe direkt ein paar digitale Bilder zum zeigen und als backup. Währenddessen rede ich viel mit meinem Model und gebe dabei immer wieder neue Posen vor. Ab und an gebe ich dem Model auch die Freiheit zum eigenen Posing.

3. Mit welchen Modeln arbeitest du zusammen?

Ich arbeite mit Models zusammen, die sich mit meinen Ideen identifizieren können. Dabei prüfe ich vorab deren Portfolios und versuche herauszufinden ob eine Zusammenarbeit passt. Ich bevorzuge Models die Wert auf Natürlichkeit ohne Make-up legen. Wichtig ist eine unvollkommene Schönheit. Der Rest ist unwichtig.

4. welches Konzept verfolgst du?

Ich entwickle mehrere Konzepte, die ich früher oder später in einer Serie umsetze. Wichtig ist ein roter Faden. Ich bevorzuge eine natürliche, veträumte Stimmung, abseits der Realität und verzichte auf jegliche Photoshop Montagen.

5. Was ist wichtig an deiner Filmauswahl?

Das hängt ganz von dem zu erwartenden Resultat meiner Arbeit ab, weil jeder Film seine eigene Handschrift bezüglich Korn und Tonwertabstufen besitzt. Ich schaue mir sehr viele Flickr Gruppen an, damit ich unterschiedliche Arbeiten auf Film miteinander vergleichen kann. Wichtig ist die Auswahl auch in Bezug zum vorhanden Tageslicht. Ich mag die Kodak Portra Filme, aber auch andere Marken verwende ich zum experimentieren. Ab und zu nehme ich auch abgelaufe Filme. Vor kurzem war ich in Japan und habe einen Bestand von Fuji Natura 1600 Filmen gekauft und freue mich darauf, diese Filme endlich zu verwenden. Der Fuji Acros 100 ist mit Abstand mein Lieblings S/W Film.

6. Zur Technik: Welches Equipment benutzt du?

Ich habe immer meine Leica MP bei mir. Mit der Zeit habe ich das 6×7 Mittelformat zu schätzen gelernt. Dafür benutze ich eine Mamiya 7II, eine Fuji G670 und eine Plaubel Makina 67. In meinem Fotorucksack ist aber auch Platz für eine Lomo oder Pinhole Kamera, da es hin und wieder einfach Spaß macht solche Tools zu benutzen.

7. Warum überzeugt dich die Arbeit auf Film?

Film erhöht mein Bewustsein wenn es darum geht auf den Auslöser zu drücken: Ich fotografie nur wenn ich mir sicher bin, dass das Licht, die Komposition usw. in meinem Sinne perfekt sind. Das ist als Autodidakt wichtig für meine Lern- & Entwicklungsphase. Ein weiterer Grund ist die Zeit bis zum fertigen Ergebnis: Ich benötige einen zeitlichen Abstand, eine Art „Abkühlungsphase“. Es hilft mir mehr kritischer und objektiver zu sein. Die Ästhetik ist dabei ein enorm wichtiger Faktor: Der organische Look meiner Bilder auf Mittelformatfilm kann ich digital in dieser Form nicht erzielen.

8. Wo kann man deine Bilder sehen oder kaufen?

Meine Arbeiten zeige ich auf Flickr. Ebenfalls kann man dort einfach Kontakt zu mir aufnehmen: www.flickr.com/photos/nicowestlicht

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