Als Fotograf hat Sebastian Schlüter schon sehr früh in seiner Laufbahn große Freude daran gezeigt, städtische Landschaften bei Dunkelheit und Dämmerung zu fotografieren. Darüber hinaus zeigt er ein ausgeprägtes Interesse an der Landschafts und Architekturfotografie.
Sein Arbeitsansatz zielt da rauf ab, die Welt aus seiner Blickweise zu präsentieren, sie zu dokumentieren, ohne sich auf die reine Wiedergabe eines Ortes zu beschränken. Das Bild soll den Betrachter auf einer mentalen und ästhetischen sowie inhaltlichen Ebene ansprechen.
Foto: Sebastian Schlüter
(c) Johannes Meger
Das Projekt im Magazin Stil
Tomorrowland – Bei dieser Serie handelt es sich um eine dokumentarische Zusammenstellung von Fotografien modernistischer Bauten, welche das Landschaftsbild im Großraum Los Angeles in den 1950er und 1960er Jahren prägte. Bekannte wurde der exzentrische und futuristische Stil unter dem ungewöhnlichen Namen „Googie Architektur”. Das Atomzeitalter, die Autokultur und die Erfolge des nationalen Raumfahrtprogramms der Vereinigten Staaten von Amerika beeinflussten die stilistischen Attribute der Gebäude und zeichneten eine architektonische Skizze der Zukunft. Nur wenige dieser einzigartigen Bauwerke sind heute noch zu finden.
Ein sehr schönes Projekt, wie bist du auf diese Idee gekommen?
Ich habe mich schon immer sehr für die Nacht und Low-Light-Fotografie interessiert. Seit jeher üben die frühen Morgenstunden eine große Faszination auf mich aus. Durch Zufall bin ich auf diese spannende Architektur im Großraum Los Angeles gestoßen. Mich hat das Design und die Symbolik der zukunftsorientierten Stimmung der 1950er und 1960er Jahre begeistert. Unter dem großen Oberbegriff des Mid-Century Designs hat sich eine Stilrichtung etabliert, die zunächst als trivial und unbedeutend abgetan wurde. Heute wächst die Beliebtheit dieser Orte von Tag zu Tag.
Hattest du Kontakt zu den Besitzern? Die Bauweise ist sehr eigen; der historische Kontext sicherlich sehr interessant.
Das Projekt habe ich frei begonnen und Dank des Internets war es mir mögliche viel Hintergrundinformationen zu diesem Thema zu sammeln. Hilfreich war auch die verfügbare Literatur zu dem Thema. Einen direkten Kontakt zu den Besitzern hatte ich nicht. Es freut mich aber, mit welcher Hingabe und Liebe zum Detail die Gebäude restauriert und gepflegt werden. Die ungewöhnliche Bauweise hat ihren Ursprung in der Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit und ist deshalb geprägt von der Symbolik des Atom- und Weltraumzeitalters. Viele architektonischen Elemente deuten darauf hin. Es werden Sterne, nach oben gerichtete Dächer und Glaselemente eingesetzt, um die zukunftsorientierte Denkweise der Zeit darzustellen. Gerade im Großraum Los Angeles spielte das Automobil bei der Entwicklung des Städtebildes eine große Rolle. Das Wachstum konnte in der Fläche erfolgen und war nicht mehr auf das Zentrum konzentriert. Die Besitzer von Restaurants und Geschäften mussten sich allerdings eine Möglichkeit einfallen lassen, die Menschen in ihren Autos auf ihre Einrichtungen aufmerksam zu machen. Große Schilder und Werbeplakate etablierten sich als architektonische Bestandteile der Gebäude. Bis heute prägen die programmatischen Elemente die ikonischen Gebäude des Googie Stils, wie sich diese Stilrichtung nennt.
Warum hast du die Gebäude meistens in der Nacht fotografiert?
Neben meiner Leidenschaft für die spezielle Lichtstimmung und Atmosphäre bei Nacht, spielte hauptsächlich der Gedanke eine Rolle, die Gebäude ohne Menschen und auch ohne parkende Autos abzulichten. Somit konzentrieren sich die Aufnahmen auf die Architektur und Gestaltung der abgelichteten Objekte. Die Farben der Gebäude und die spannende Beleuchtung kommen ebenfalls besser zur Geltung. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren war ich häufig in den frühen Morgenstunden in ganz Los Angeles unterwegs. Die Ruhe des Moments der sonst so hektischen Stadt konnte ich dabei besonders genießen.
Wie setzt du das technisch um? Nachts hast du mit teilweise extremen Kontrasten zu kämpfen.
Das stimmt. Die Kontraste sind besonders groß und dies ist einer der Gründe, wieso ich mich für Farbnegativfilm entschieden habe. Der Film kann die extremen Unterschiede zwischen Hell und Dunkel sehr gut komprimieren und so bekommt man eine, in meinen Augen sehr natürliche Wiedergabe der Stimmung während der Aufnahme. Hinzu kommt eine ganz besondere Ästhetik, die digital oder mit anderm Material kaum darstellbar ist. In meinen Augen ist hier auch eine gute Kommunikation zwischen dem Fotolabor und dem Fotografen wichtig. Die Ideen und speziellen Wünschen des Fotografen müssen beim Scannen umgesetzt werden.
Welche Filme benutzt du am liebsten für Deine Nachtfotografie und warum?
Seit Jahren setze ich auf den Kodak Portra 400. Er weist zum einen wunderbare Farbeigenschaften und ein sehr feines Korn auf und zum anderem kann der den bereits erwähnten Kontrastumfang bestens abbilden. Bei den langen Belichtungszeiten, auf Grund des geringen verfügbaren Lichts, muss immer auch der Schwarzschildeffekt berücksichtigt werden. Da der Portra einen großen Belichtungsspielraum aufweist, ist er weniger empfindlich gegen Überbelichtung und verzeiht kleine Ungenauigkeiten bei der Belichtungsmessung.
Planst du weitere Projekte im Kontext der Architektur?
Die Architekturfotografie hat mich mehr in ihren Bann gezogen, als ich zunächst dachte. Ich habe viele Ideen im Kopf, die sich immer weiter entwickeln. Wie genau das nächste Projekt aussehen wird, kann ich gerade noch gar nicht sagen.
Dein aktuelles Magazin kann man bei uns kaufen, erzähle ein wenig zur Entstehungsgeschichte.
Für mich ist die finale Präsentation ein Kernelement des Projekts und mir war klar, dass ich unbedingt ein Buch oder eine katalogartige Zusammenstellung der Bilder anstrebe. Da mir dieses Projekt besonders am Herzen liegt und mir eine spannendes Buchdesign wichtig war, habe ich das Büro für Gestaltung von Sybille Wohlfarth (https://sybillewohlfarth.de) mit dem Design beauftragt. Ihre Ideen zur Gestaltung des Magazins, haben mich von Anfang an begeistert und die Zusammenarbeit war hervorragend.
Tomorrowland kaufen...
Auf Grund meiner Erfahrung aus anderen Projekten habe mich für den Druck in der aktuelle Variante entschlossen. Zum einen finde ich, dass die Farben auf dem Papier sehr gut wiedergeben werden und zum anderen bietet mir diese Variante die Möglichkeit, das Magazin für einen moderaten Preis anzubieten. Ich freue mich sehr, dass es hier im Shop beim Mein Film Lab angeboten wird.