Wir, das sind Angelika (Baujahr 87), und Artur (Baujahr 89). Ich (Angelika) bin sozusagen mit dem Beruf aufgewachsen, da mein Papa schon seit seiner Jugend Fotograf ist. Als ich geboren wurde hat er gerade seinen Meister in Berlin gemacht, hatte ein eigenes kleines Fotostudio und seine Bilder noch von Hand entwickelt. Ich wusste also schon als Kind das ich mal Fotografin werden würde, das war irgendwie schon immer für mich klar. Mit der Zeit stand dann für mich fest das ich im Portrait Bereich arbeiten möchte und ich habe nach der Schule direkt die Ausbildung als Fotografin begonnen. Noch während der Ausbildung habe ich mich 2006 mit 19 Jahren selbstständig gemacht – was natürlich nur mit viel Unterstützung meines Papas möglich war. Ich hatte also erstmal ein klassisches Fotostudio mit Laufkundschaft, habe auch da schon versucht mich immer von anderen klassischen Studios irgendwie abzuheben und habe auch erstmal viel „Missgunst“ von anderen Studios in der Stadt erfahren – da ich vieles nicht klassisch gemacht habe sondern einfach nach meinem Geschmack ausprobiert habe. Mit den Jahren wurde der Bereich Hochzeitsfotografie immer mehr gefragt und ich habe meine ersten kleinen Reportagen fotografiert. 2009 sind Artur und ich ein Paar geworden und Artur hat sich schnell mit meiner Begeisterung für die Fotografie anstecken lassen. Ich kann mich noch gut an einen Abend in unserem Lieblingscafe erinnern als ich ihm die Dinge mit Verschlusszeit und Blende erklärt habe, hahahaha, Artur hat sich dann ziemlich schnell entschieden ebenfalls Fotograf zu werden und mit einzusteigen. 2010 haben wir dann gemeinsam begonnen uns auf die Hochzeitsfotografie zu spezialisieren und haben das Fotostudio in der Stadt aufgegeben. Zwischenzeitlich haben einige Büroumzüge stattgefunden und wir haben seeeeeehr viele Hochzeiten erlebt und begleitet!

 

 

1. Wirft man einen Blick auf eure Webseite, spürt man sofort die Liebe und Leidenschaft, die Ihr in eure Arbeit fließen lasst. Was treibt euch an und was motiviert euch?

Also ich bin schon ziemlich in meinen Anfängen auf die amerikanische Fotografin Elisabeth Messina gestoßen, die mich vom ersten Moment an sehr fasziniert und extrem inspiriert hat! Sie hat dazu beigetragen das ich meinen „hellen“ Bildstil gefunden habe und wir uns dadurch mit der Zeit ein schönes „Fine Art“ Portfolio aufbauen konnten. Unsere größte Motivation sind eigentlich unsere Kunden selbst. In erster Linie sind wirklich oftmals unsere Paare die uns inspirieren. Wenn wir Menschen kennenlernen die uns von Ihrer „Liebesgeschichte“ erzählen ist es für uns einfach eine große Freude und Ehre so einen besonderen Tag im Leben zweier Menschen für immer festzuhalten. Ich stelle mir immer vor wie es dann mal in 20,30 oder 50 Jahren für das Paar ist die Bilder anzuschauen und sich daran zu erfreuen, sie als Andenken für ihre Kinder oder Enkel zu haben die dann auch durch die Bilder oder Filme den Tag nacherleben können und das ist einfach meine große, romantische Vorstellung und große Motivation mein Bestes an einer Hochzeit zu geben! Wir haben auch das Glück oftmals sehr schöne Hochzeiten zu begleiten und die Orte, Menschen, Locations und alles sind selbst eine Inspiration. 2012 haben wir selbst geheiratet und das meiste Geld in gute Hochzeitsbilder und einen Film investiert und wissen jetzt selbst wie wichtig und toll es ist immer wieder so schöne Erinnerungen anschauen zu können! Außerdem umgeben wir uns privat auch gerne mit schönen Dingen, sei es ein schön eingerichtetes Büro oder Wohnung, wir „brauchen“ eine schöne Umgebung in der wir arbeiten um kreativ und motiviert arbeiten zu können. Natürlich ist der große Antrieb auch die Selbstständigkeit an sich. Da wir beide nur davon leben, ist es auch unser ständiger Antrieb uns weiter zu entwickeln und zu verbessern, damit wir auch weiterhin davon leben können, oder auch Wochen die finanziell manchmal nicht so gut sind mit der Zeit besser überstehen zu können.

2. Ihr habt eine klare Arbeitsteilung. Du Angelika fotografierst und Artur zaubert wunderschöne, individuelle Hochzeitsfilme. Wie managed ihr das? Ohne eine klare Zeiteinteilung ist das wahrscheinlich unmöglich oder?

Die Videografie ist quasi ungeplant mit dazu entstanden, (da wir ja „nur“ mit der Fotografie begonnen haben) Artur hatte mit den ersten unserer digitalen Kameras die auch in HD filmen konnten experimentiert und dabei festgestellt, das ihm das filmen noch mehr Spass macht als das fotografieren. Seither haben wir – bzw. Artur, nach einigen Testläufen die Videografie mehr ausgebaut und verbessert. Seit einigen Jahren bieten wir daher nun auch die Option an, einen Hochzeitsfilm (Bei uns sind es sozusagen Highlightfilme von ca. 6-8 Minuten) dazu zu buchen. Da wir schon vorher im Team gearbeitet haben, hat sich dabei am Hochzeitstag selbst eigentlich nicht sehr viel für uns geändert. Wir sind ein eingespieltes Team und wissen was jeder „braucht“ um gutes Material zu bekommen, egal ob für die Fotos oder Videos.

3. Wann und Wodurch wurdet Ihr das erste Mal mit Film konfrontiert und was überzeugt dich als Fotografin daran?

Ich eigentlich schon von Kindheit auf durch meinen Papa. Ich habe schon als Kind eine ganz kleine,einfache Kleinbild Kamera bekommen mit der ich fotografieren durfte, und musste die Abzüge aber von meinem Taschengeld selbst bezahlen. So habe ich schnell gelernt „überlegt“ zu fotografieren und nicht nur drauf los zu schießen. Auch später habe ich immer wieder privat analog fotografiert. Auch auf unseren Reisen haben Artur und ich fast immer nur analog fotografiert um im Urlaub und auf Reisen nicht nur mit der Kamera vor dem Gesicht herumzulaufen und eine kleinere aber feine Auswahl an Erinnerungen zu haben. Natürlich war ich auch schon lange begeistert von den Arbeiten Jose Villa’s, Greg Finck und nach wie vor von Elisabeth Messina. Immer wieder hatten wir mal den Gedanken ob wir es nicht testen wollen, aber haben uns nie länger damit auseinandergesetzt. 2017 habe ich mir dann endlich einen lang gehegten Traum erfüllt und einen Workshop bei Greg Finck gemacht. Ich bin sogar komplett ohne analoge Ausrüstung nach Frankreich gereist. Ich dachte ich möchte einfach seine Arbeitsweise lernen und werde dieses dann auf meine digitale Arbeit anwenden. Aber während des Workshops wurde ich wieder einmal so sehr von der analogen Fotografie begeistert, das ich direkt nach der Heimreise das erste analoge Shooting geplant habe, Filme bestellt habe und Artur die alte Mamyia 645 von meinem Papa auf Vordermann für mich bringen musste. Ein paar Wochen später habe ich dann in der Toskana ein sowieso geplantes Inspirationsshooting zur Hälfte Analog fotografiert und quasi nur mit den Tipps von Greg Finck einfach drauflos geschossen. Hahaha. Es sollte sozusagen einfach nur ein Testlauf werden. Danach habe ich die Bilder direkt zu euch geschickt und ihr habt dann letztendlich dafür gesorgt das ich von den Ergebnissen so begeistert war das ich es weiter probieren wollte und im Herbst 2017 dann direkt drei Shootings (keine Hochzeiten) komplett nur analog fotografiert habe.
Aufgeregt war ich da natürlich schon sehr – aber ich habe einfach ein paar Filme mehr zur Sicherheit eingeplant und dachte „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Die Ergebnisse waren so gut das ich fast nichts mehr dran geändert habe und nun wirklich überlege irgendwann komplett umzusteigen. Dazu müssten wir unsere Preise aber nochmals deutlich anheben – Mal schauen ob ich mich traue.

4. Habt Ihr euch anfangs mit analoger Fotografie schwer getan? Ich fand es im Lab faszinierend zu sehen wie extrem steil deine Lernkurve war, von anfang an war alles perfekt, als hättest du nie etwas anderes gemacht. Hast du Tipps für Anfänger ?

Wie gesagt sollte es erstmal nur ein Test werden. Ich kann auch nur sagen das man sich einfach trauen muss und auch einfach mal ein paar Filme mehr „verschießen“ muss. Ich denke da ist es genauso wie bei allem anderen – viel üben und ausprobieren! Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mich mit der Mittelformat Kamera und der manuellen Scharfstellung echt schwer tue, da es einen sehr „verlangsamt“ und ich liebe Bilder mit Bewegung. Dazu muss man in Mittelformat echt sehr gut sein! Aber selbst ein Greg Finck fotografiert die Bilder vom Einzug der Braut (Also die mit viel Bewegung) mit einer Kleinbild Kamera die einen Autofocus hat. Also habe ich mir letztes Jahr für wenig Geld die Nikon F5 zugelegt die eine wirklich tolle Kleinbild Kamera ist! Mit dem 58 mm von Nikon sehe ich ehrlich gesagt keinen deutlichen Unterschied zum Mittelformat (oder mein Auge ist noch nicht geübt genug dafür). Also fotografiere ich momentan deutlich mehr Kleinbild als Mittelformat. Es ist zum einen viel günstiger und zum anderen habe ich einen Autofokus und kann Paare auch in „Bewegung“ viel besser fotografieren. Also wer es nur mal testet oder anfängt – Kleinbild ist super zum testen!

 

5. Was ist dein Lieblingsfilm & was begeistert dich an diesem?

Bisher muss ich zugeben habe ich nur auf Fuji 400 H fotografiert- da mir dieser von Greg empfohlen wurde und ich seine Farben so sehr mag. Kodak ist mir glaube ich schon zu warm“ oder Orange stichig. Aber ich habe es noch nicht selbst getestet! Auch wenn die Grüntöne von Fuji oft immer noch zu „grün“ für mich sind – im Notfall versuche ich diese dann am Schluss nochmals etwas rauszunehmen.

6. Hochzeiten gehen oft sehr stressig zu, viele sind da im digitalen Bereich schon überfordert. Trotzdem fotografierst du auf Hochzeiten auch analog. Wie ist da euer Zeitmanagement?

Das ist ein Punkt der mich in der Tat echt stresst. Daher fotografiere ich wirklich nur bei den Hochzeiten ein wenig analog wo ich weiß das es sich für mich vom Bildmaterial auch lohnt – da dies ja auch zusätzliche Kosten sind von denen unsere Kunden nichts wissen und nicht bezahlen. Daher entscheiden wir das dann selbst wo wir diese zusätzliche Arbeit und Kosten investieren möchten. Leider fotografieren wir/ich an den Hochzeiten auch wirklich nicht viel analog – da es von der Zeit gar nicht gehen würde. Bei den allermeisten unserer Hochzeiten sind wir nämlich für Foto & Video gebucht, das heißt ich muss den Foto Part alleine stemmen und darf keine wichtigen Momente verpassen. Daher konzentriere ich mich bei den wichtigen Momenten dann nur digital auf den Moment und wenn es möglich ist mache ich während dem Getting ready, der Deko und dem Shooting noch Parallel analoge Bilder. Deutlich entspannter wäre natürlich nur digital zu bleiben, aber da ich wirklich überlege irgendwann mal komplett zu switchen muss ich ja auch Erfahrung sammeln und viel üben.

7. Geht ihr bei einem analogen Shooting anders vor als bei einem digitalen? Wie ist das Verhältnis von digital und analog bei einer eurer Hochzeiten? Wie teilst du dir das ein? Am Anfang ist man da doch bestimmt etwas überfordert unter diesem Zeitdruck oder?

Bisher eigentlich nicht. Es werden nicht ganz soviel Bilder verschossen wie digital und ich überlege genauer was ich fotografiere und wie. Natürlich dauert es etwas länger durch das wechseln der Filme, aber das hält sich bei einem Shooting noch in Grenzen. Am Hochzeitstag wenn wir manchmal nicht viel Zeit für das Brautpaar Shooting haben merkt man das allerdings. Wenn Artur dann im gleichen Moment nicht gerade filmt, wechselt er mir dann schonmal auch schnell die Filme. Ich fotografiere nur kleine Teile analog um mir auch so langsam ein analoges Portfolio aufzubauen. Schöne Details, Shooting, Ambiente und Deko sind hauptsächliche Punkte die ich schaffe analog zu fotografieren. Wie gesagt will ich mich um die Erwartung des Kunden und meine eigene natürlich auch zu erfüllen alles wichtige zu 100% sicher haben und konzentriere mich an den sehr stressigen Parts dann nur auf digital – da weiß ich dann einfach sicher dass die Ergebnisse für den Kunden passen.

8. Die fertigen Bilder sehen immer perfekt aus. Gibt es Momente beim fotografieren wo ihr Angst bekommt, dass etwas nicht so werden könnte wie Ihr es euch vorstellt?

Natürlich gibt es gerade bei Hochzeiten Situationen die nicht immer die besten Voraussetzungen bieten. Sei es sehr enge kleine Räume mit wenig Licht die nicht gerade „fotogen“ sind z.B. beim Styling, ein zu knapper Zeitplan, schlechte Beleuchtung beim Abendessen oder natürlich auch manchmal sehr gestresste Menschen. Das ist dann eigentlich egal ob digital oder analog – man muss es als Fotograf schaffen das Beste herauszuholen und alles super schön aussehen zu lassen auch wenn nicht immer die Voraussetzungen passen. Aber mit den Jahren lernt man auch da zu „zaubern“. Digital haben wir natürlich aktuell noch den Vorteil mit extrem hohen ISO zahlen da auch bei sehr schlechtem Licht noch sehr viel rausholen zu können. Analog ist man da schneller mal an der Grenze und müsste mit Stativ arbeiten oder viel schneller schon mit Blitz.

9. Mit welchem Equipment arbeitet ihr. Verwendest du auf euren Shootings immer einen externen Handbelichtungsmesser?

Wir arbeiten momentan fast ausschließlich mit Nikon; digital wären das NikonD4, D3s und einer D800. Analog mit einer F5 und einer Mamyia 645 (die ist sogar noch von meinem Papa) und einen Belichtungsmesser von Sekonic. Das ist nämlich ein wichtiger Punkt bei der analogen Fotografie wenn man einen hellen Bildlook möchte – muss das Bild auch heller belichtet werden.
Dazu arbeiten wir dann mit Nikon Festbrennweiten, die mögen wir viel lieber als Zoom Objektive. Unsere Lieblinge sind von Nikon die 58 mm 1:4; 35mm 1:4; ein altes Makro 105 mm und ein 85 mm noch von meinem Papa, sowie ein Tilt-shift gehören auch zu unserer Ausrüstung. Am Abend arbeiten wir dann natürlich noch mit Aufsteckblitzen und auch kleinen Dauerlicht Lampen, beim tanzen.

10. Inwieweit seid ihr auf die Unterstützung eurer Kunden vor der Hochzeit und am Tag der Hochzeit angewiesen, damit euer Zeitplan aufgeht und alles nach Plan ablaufen kann? Stellt Ihr dabei klare Anforderungen an eure Kunden oder behandelt ihr jedes Paar individuell und passt euch an?

Wir gehen den Zeitplan mit den Kunden natürlich vorab durch und sagen auch wenn etwas in unseren Augen unrealistisch ist oder zu knapp wird. Der Kunde entscheidet aber immer selbst wie er den Tag gestalten möchte, wir passen uns an! Mehr als einen Tipp können wir nicht geben. Wir sagen z.B. wieviel Zeit wir beim getting ready benötigen und beim Shooting oder empfehlen es zumindest. Dies ist dann auch alles sehr abhängig von der Hochzeit, der Location etc.

11. Habt Ihr ein klares Konzept, was Ihr vertreten möchtet oder seid Ihr auch offen für neues und lasst euch inspirieren ?

Unser Konzept ist es mittlerweile mehr denn je in dem „Fine Art“ Stil treu zu bleiben und ihn noch mehr zu perfektionieren. Eine kurze Phase waren wir verunsichert ob das überhaupt noch „jemand so will“ – aber wir sind zu der Entscheidung gekommen das wir es einfach lieben und alles andere nicht zu uns passt im Moment. Außerdem merken wir ja anhand der Anfragen das es genug Paare gibt die unseren Bildstil mögen.

12. Ihr seid ein sehr engagiertes Paar, das sich nicht unterkriegen lässt. Ihr bietet seit letztem Jahr sogar Workshops an. Wann und Wo findet euer nächster Workshop statt & wo erhält man weitere Informationen?

Ja, letztes Jahr haben wir uns endlich getraut auch selbst einen Workshop zu planen und mit der Organisation zu beginnen. In den mittlerweile über 8 Jahren Erfahrung nur in der Hochzeitsfotografie, hat sich doch einiges an Wissen und Erfahrungen gesammelt, das wir teilen können. Da ich aber Ende 2017 plötzlich an Krebs erkrankt bin mussten wir den ersten Workshop der für März 2018 geplant war leider auf März 2019 verschieben. Aber dafür sind wir nun wieder in der Planung und freuen uns umso mehr auf 2019! Weitere Infos gibt es auf unserer Website unter dem Reiter „Workshops“ und man kann sich dort auch zu einem unverbindlichen „Info- Newsletter“ anmelden. Übrigens bieten wir natürlich auch jederzeit Einzelcoachings an! Dazu kann man uns einfach eine kurze Mail schreiben.

Wir bedanken uns bei euch für dieses tolle Interview und die Einblicke. Auch vielen Dank für diese tolle und unklomplizierte Zusammenarbeit mit euch. Ihr seid ein wunderschönes, herzliches Paar, dass sich nur jedes Pärchen an Ihrem Hochzeitstag als Begleiter wünschen kann.

Vielen Dank!

Corinna & das MeinFilmLab Team

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