C41 Farbnegativfilm richtig belichten
Wer das gewaltige Potential eines C41 Films ausnutzen will, muss diese Filmgattung richtig belichten. Leider erreichen uns immer mehr Filme von analogen Neu- oder Wiedereinsteigern, die C41 Farbfilme (wie auch Schwarz-Weiß Filme) gnadenlos unterbelichten. Da wir zu jedem Auftrag Stellung nehmen und jedem Kunden persönlich Hilfe leisten, führen wir nachfolgend die Gründe auf, die häufig zur Unterbelichtung führen.
Bekannte Fehler der Filmbelichtung:
- Eine ältere Kamera wird gebraucht gekauft und der Benutzer verlässt sich auf den ungeprüften internen Belichtungsmesser. Ältere Selenbelichtungsmesser funktionieren nicht mehr, d.h. Filme werden bis zu 4 Blenden (!) unterbelichtet.
- Fotografen belichten C41 Farbfilme wie Motive in der Digitalfotografie, es wird möglichst auf die Lichter gemessen, die nicht ausfressen dürfen (genau das Gegenteil muss bei C41- und Schwarz-Weiß Film gemacht werden).
- Abgelaufener Film verliert mit der Zeit viel an effektiver Empfindlichkeit. Eine Normalbelichtung führt unweigerlich zur Unterbelichtung.
Folgen und wie es besser geht
Ein Beispiel:
Superia 400
Normalbelichtung
Messung auf Schatten
Superia 400
eine Blende Überbelichtung
Messung auf Schatten
Superia 400
1 Blende Unterbelichtung
Messung auf Schatten
Superia 400
2 Blenden Unterbelichtung
Messung auf Schatten
Bei einer Belichtung auf die Schatten (die Lichter dürfen analog bei C41 völlig außer acht gelassen werden) sieht man den Unterschiedlich deutlich: Die Normalbelichtung ist zurückhaltend bezüglich Farbsättigung. Die tiefsten Schatten sind gerade noch ausreichend belichtet.
Die Überbelichtung ist hingegen „luftiger“, die tiefsten Schatten haben volle Zeichnung und sind am besten differenziert, die Lichter sind alle vorhanden, die Farbsättigung ist etwas kräftiger und die Körnigkeit ist reduziert.
Die Bilder der Unterbelichtung haben keine Schwärzen! Die Schatten bestehen aus groben Korn, ohne Details. Die Farben sind fad, und driften bei arger Unterbelichtung. Das Bild wirkt in Gänze stumpf und sieht nicht wirklich gut aus.
Das Grobe gegen das Feine
Bei den gezeigten Ausschnitten ist der Unterschied zwischen der Normal- und Unterbelichtung mehr als deutlich zu sehen. Eine nachträgliche Bearbeitung mit einer Bildbearbeitung rettet das unterbelichtete Bilder nicht mehr.
Hierbei darf nicht „digital“ gedacht werden: Wo kein Licht auf Silber gefallen ist, kann auch nichts entwickelt werden. Insofern ist mit einer Bildbearbeitung aus den Schatten auch keine Zeichnung hervorzuholen!
Tipps zur richtigen Belichtung
Auf die Schatten messen! Wird ein externer Belichtungsmesser (wie beispielsweise der Gossen aus dem Titelbild hier oben) verwendet, so ist die Kalotte in die Schatten zu halten, geneigt nach unten zur Kamera hin. Die ISO Einstellung des Belichtungsmessers ist entweder auf die vom Hersteller empfohlene Empfindlichkeit zu stellen, oder für einen gewünschten Pastell Look um eine Blende zu reduzieren (beim Superia 400 aus dem Beispiel hier: statt 400ASA der Herstellerangabe derer 200ASA nehmen, d.h. den Film eine Blende per se überbelichten).
Wird mit der Kamera gemessen (vorher prüfen, ob der interne Belichtungsmesser ausreichend genau ist!), so sind die Schatten anzumessen. Der Messwert wird dabei gespeichert, die Kamera anschließend auf den endgültigen Ausschnitt geschwenkt und anschließend ausgelöst. Achtung bei der Mehrfeldmessung: Hier dürfen keine Lichter während der Belichtungsmessung im Sucher auftauchen. Zur Not auf die Schatten zugehen, sodass nur diese im Sucher zu sehen sind! Anschließend den Messwert (Blenden-/Zeitkombination) speichern (oder per Zettel notieren und später im M Modus manuell übertragen), schwenken und auslösen.
Bei Schwarz-Weiß Film ist auf eine Überbelichtung von mehr als einer Blende zu verzichten, weil die Negative zu dicht werden. Das hier oben geschriebene gilt NICHT für E6 (Dia-) Film! E6 Filme sollten punktgenau belichtet werden.
Ausschnitt aus der Normalbelichtung des Superia 400
Ausschnitt aus der Unterbelichtung.